Verstopfung

Warum solltet ihr eine Verstopfung ernst nehmen?

Verstopfung hört sich erst mal harmlos an. Aber wer selbst schon einmal darunter gelitten hat, der weiß, dass es äußerst unangenehm werden kann und die Lebensqualität stark beeinflusst.

Aber noch wichtiger ist, sollten Verstopfungen wiederholt auftreten, können diese zu einer irreversiblen Vergrößerung des Dickdarms führen.
Wenn die Katze überhaupt kein Stuhl mehr herausbekommt, hilft nur noch ein Einlauf, oder als letzte Option eine Operation.

Aus diesen Gründen halte ich es für wichtig, sich einmal mit dem Thema näher auseinander zu setzen, denn es ist nicht normal und vor allem nicht gesund, wenn eine Katze verstopft ist.

Ursachen einer Verstopfung

Wie ihr seht, können die Ursachen sehr vielschichtig sein.

Hier einige Beispiele:

  • Ernährungsbedingt
    • nur Trockenfutter
    • unpassende, schwer verdauliche Inhaltsstoffe
  • Blockaden von übermäßig aufgenommenen Haaren oder anderes Fremdmaterial
  • übermäßiges Putzen, z.B. durch Flohbefall, Schmerzen, Hautprobleme, Stress
  • umweltbedingter Stress
    • Umzug
    • Besitzerwechsel
    • andere Katzen (z.B. behindern den Weg zur Toilette)
  • unpassende Katzentoilette
    • zu verschmutzt
    • unpassender Standort
    • geändertes Katzenstreu
    • schlechte Einstiegsmöglichkeit
  • zu wenig Bewegung
  • Übergewicht
  • keine ausreichende Wasseraufnahme (z.B. nur eine Wasserschale)
  • Schmerzen (z.B. Arthrose, Entzündungen)
  • Dehydration (z.B. bei Nierenkrankheiten)
  • Medikamente
  • Trauma
  • u.a.

Wasser und Dehydration

Eine dehydrierte Katze kann an Verstopfung leiden – eine gut hydrierte Katze kann jedoch ebenso verstopft sein. Das Hauptproblem der Verstopfung ist, dass der Kot nicht genügend Wasser enthält. (vgl. Erickson, 2011, S.42).

Ob der Kot hart oder weich ist, wird darüber bestimmt, wieviel Wasser im Kot zurückgewonnen wird. Oft wird empfohlen, Wasser unter das Futter zu mischen, damit der Kot weicher wird.
Das zusätzliche Wasser wird die Katze zwar hydrieren, aber es wird die Konsistenz des Kotes nicht beeinflussen!

Was aber kann nun dessen Konsistenz beeinflussen?

  • die richtige/falsche Ernährung
  • bestimmte Medikamente
Verstopfung bei Katzen

Symptome einer Verstopfung

Ganz wichtig: Sollten euch Anzeichen bekannt vorkommen, macht einen Termin bei eurem Tierarzt aus und nehmt als Unterstützung eure Dokumentation mit. Doktert nicht selber herum, lasst eure Katze beim Arzt untersuchen und nehmt bei Bedarf einen Tierheilpraktiker oder Verhaltensberater zur Unterstützung hinzu.

ACHTUNG: Es ist außerdem wichtig, eine darmverstopfte Katze von einer Katze mit Harnverstopfung zu unterscheiden. Auf den ersten Blick sehen sie vielleicht gleich aus: Sie haben Probleme auf der Katzentoilette. Aus medizinischer Sicht unterscheiden sich die beiden Erkrankungen jedoch grundlegend.

Bei einer Harnverstopfung sollte der Tierarzt SOFORT konsultiert werden!

Exkurs: Harnverstopfung

Verstopfung bei Katzen

Mögliche Symptome & Anzeichen einer Harnverstopfung

  • mehrmaliges Aufsuchen der Toilette
  • will urinieren, aber:
    • es kommen nur Tropfen heraus, kein Strom
    • es kommt kein Urin raus, das Streu bleibt trocken
  • Lethargie
  • Appetitlosigkeit
  • innerliche Unruhe
    • ständiges auf und abgehen 
    • zusätzliches vokalisieren
  • Rückzug: Schmerzen

Achtung Lebensgefährlich! Bitte hier unbedingt direkt den Tierarzt aufsuchen.

 

Körperliche Symptome & Verhaltensauffälligkeiten einer Verstopfung

Konzentriert euch hierbei mehr auf die Beobachtung und Dokumentation der Symptome, und überlasst die Diagnostik und die Auswahl der Therapie eurem Tierarzt!

  • seltener oder gar kein Kotabsatz
    • sehr individuell je nach Katze, aber die meisten haben einmal täglich Stuhlgang. Manchmal wird ein Tag ausgelassen, sollte jedoch nach dem zweiten Tag kein Stuhlgang vorhanden sein, solltet ihr euren Tierarzt kontaktieren
  • Anstrengung beim Kotabsatz (langes Pressen)
  • Schmerzenslaute beim Stuhlgang – Sofort zum Tierarzt!
  • Kot außerhalb der Toilette
  • weniger Kot als sonst / Volumen vermindert
  • harter und trockener Kot
  • Kleine Menge flüssiger Stuhl mit Schleim oder Blut
  • Erbrechen 
    • Das Erbrechen kann daraus resultieren, dass entlang des gesamten Dickdarms Fasern vorhanden sind. Werden diese gedehnt, kann dies das Erbrechenzentrum des Gehirns aktivieren.
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust (siehe Artikel Katze wiegen)
  • vermehrter Rückzug 

Wichtig: Achtet grundsätzlich auf alles, was nicht dem Normalverhalten eurer Katze entspricht.

Verhaltenssequenz beim Koten

Die normale Verhaltenssequenz beim Koten kann wie folgt aussehen:

  • Die Katze geht ohne zu zögern in die Katzentoilette
  • scharrt eine kleine Mulde 
  • dreht sich um
  • setzt den Kote ab
  • führt eine Geruchskontrolle durch
  • scharrt den Kot zu
  • verlässt das Klo ohne Hast und Eile.
Verstopfung bei Katzen

Die Sequenz kann individuell ausgeprägt sein (öftere Geruchskontrolle, vermehrtes Scharren, etc.)

Kot und Harn werden nicht in der gleichen Sequenz abgesetzt. Entweder benutzt die Katze ein anderes Klo, oder sollte nur eines vorhanden sein, gehen viele Katze ein paar Meter und steigen dann zurück ins Klo, um die andere Sequenz auszuführen.

Auch in der Natur liegt eine Wegstrecke zwischen beiden Verhaltenssequenzen.

Auffällige Verhaltenssequenz Hier einige Beispiele:

  • immer wieder die Toilette aufsuchen, beschnuppern aber nicht benutzen
  • zögerliches Betreten der Toilette
  • langes Scharren und/oder beriechen (in Dauerschleife)
  • Anstrengung beim Kotabsatz (langes Pressen) 
  • Schmerzenslaute beim Stuhlgang
  • “Schlittenfahren” der Kot kann nicht vollständig herausgepresst werden (zu viele Schmerzen), durch das abstreifen des Kotes auf dem Boden, kann die Katze sich des Kotes entlegen. 
  • Koten vor der Toilette (Koten in der Toilette wird mit Schmerzen assoziiert)
  • sprintet aus der Toilette als wenn sie von der Tarantel gestochen wurde

Dokumentation für euren Tierarzt

Wenn ihr einige dieser Anzeichen beobachten könnt und ihr einen Termin bei eurem Tierarzt ausgemacht habt, dann könnt ihr etwas Vorarbeit leisten und mit dem Dokumentieren beginnen. Damit könnt ihr nicht nur den Verlauf chronologisch nachvollziehen, es hilft auch dem behandelnden Tierarzt bei seiner Diagnose.

  • dokumentiert den Kot eurer Katze
    • wann / wie oft setzt sie Kot ab
    • wie ist die Beschaffenheit (Feacal-Score – siehe unten)
  • wie ist die Körpersprache eurer Katze beim Koten?
    • Verhaltenssequenz beschreiben (wenn möglich filmen)
  • wie oft säuberst du das Katzenklo?
  • was fütterst du gerade?
    • Am besten Marke und Sorte aufschreiben und die analytischen Bestandteile (Wassergehalt, Protein, Rohfaser, Rohasche)
  • nimmt eure Katze Medikamente, wenn ja welche?
  • Hat eure Katze dir bekannte körperliche Gebrechen (z.B. Arthrose, Unfälle)
  • putzt deine Katze sich exzessiv, oder hat sie kahle Stellen?
  • Gab es umweltbedingte Veränderungen?
    • Futterumstellung zu einer anderen Marke
    • vermehrte/verminderte Wasseraufnahme
    • Stress im Mehrkatzenhaushalt / Neuzugänge
    • Standort oder Art des Katzenklos
    • anderes Streu

Tipp Kamera: Es kann sehr nützlich sein, eine Wildtier- oder Überwachungskamera im Haus zu haben.

  • In diesem Beispiel müsst ihr eurer Katze nicht auflauern, um die Verhaltenssequenz zu filmen
    • Ständiges Beobachten kann sehr stressig für die Katze sein und sie könnte den Kot weiter zurück halten, was die Verstopfung natürlich noch verschlimmert.
    • Wichtig: zudem können erlernte Verhaltensweisen die Sequenz verfälschen. Beispiel: Wenn ihr anwesend seid, miaut eure Katze vor und im Klo, was sie nicht machen würde, wenn sie alleine wäre.
  • Veränderungen in der Verhaltenssequenz können euch schon frühzeitig auffallen.
  • Ihr habt Videomaterial für den Tierarzt.

Prävention & Therapie bei einer Verstopfung

Ihr solltet zuerst euren Tierarzt konsultieren um bestimmte Ursachen auszuschließen. Je nach Schweregrad der Verstopfung ist es sinnvoll – oft sogar nötig – zu röntgen und/oder einen Ultraschall zu machen. Sind dann Ursachen wie Frakturen durch einen Unfall oder Tumore ausgeschlossen liegt der Grund vielleicht in der Ernährung oder in der nicht artgerechten Haltung der Katze.

Die Therapie richtet sich immer nach der Ursache der Verstopfung!

Was ihr selber machen könnt – diese Punkte dienen auch als Prävention:

  • setzt euch mit der Ernährung, Verdauung und dem Ausscheidungsverhalten eurer Katze auseinander. Zu verstehen wie alles funktioniert kann einen großen Beitrag dazu leisten, damit es eurer Katze besser geht
  • gerade im Mehrkatzenhaushalt ist es wichtig, dass ihr Ressourcen wie Futter, Wasser und ausreichend Toiletten zur Verfügung stellt. Am besten in mehrfacher Ausführung und an unterschiedlichen Orten
  • kämmt eure Katzen. Je mehr Haare ihr durch die Bürste entfernen könnt, desto besser. Besonders bei Halblang- und Langhaarkatzen
  • erhöht die Frequenz der Säuberung der Schlafplätze
    • abbürsten der Plätze
    • regelmäßiges Waschen der Decken
    • Futter auf 37 Grad Beutetemperatur erwärmen und/oder 2-3 EL warmes Wasser hinzufügen
    • Darmaufbau (fragt euren Tierheilpraktiker oder Tierarzt was diese empfehlen)
    • Bietet eurer Katze genügend und unterschiedliche Trinkmöglichkeiten an. Testet aus, was eure Katze bevorzugt: stehendes oder fließendes Wasser
      •  Lasst euch von Werbung für Katzenbrunnen nicht verunsichern. In einer Studie von Pachel (2010) konnte nur eine individuelle Präferenz festgestellt werden, aber keine generelle Präferenz woraus Katzen gerne trinken. Testet es aus und bietet eure Katze mehrere Möglichkeiten an und lasst sie wählen
    • ändert und verbessert den „Lifestyle“ eurer Katze
    • Bewegung durch Spielen oder Clickertraining
    • ermutigt eure Katze mehr zu Springen, Klettern und zu Rennen
    • Stress reduzieren
    • Es ist auch von Vorteil, eure Katzen regelmäßig zu wiegen. Nicht nur im Alter ist dies wichtig, sondern auch um Krankheiten frühzeitig zu erkennen und Übergewicht vorzubeugen

Die kleine Kotkunde

Eigenschaften wie Farbe, Beschaffenheit und Geruch der Hinterlassenschaften eurer Katzen verraten euch sehr viel über ihren Gesundheitszustand und sollten daher etwas mehr beachtet werden.

In den folgenden Übersichten seht ihr, wie der Kot eurer Katze aussehen sollte. Es gibt aber keine genormte Punktzahl, jede Übersicht hat einen anderen Wert für den normalen Kot.

Entscheidet euch daher für eine Übersicht und dokumentiert anhand dieser die Kriterien. Druckt die Übersicht am besten zweimal aus, einen für die Dokumentation und einen Aushang pro Toilette. Diese solltet ihr beim Tierarzt griffbereit haben.

Hier eine kleine Übersicht (PDF) über die vier C’s des Cat Poop.

Wie sollte der normale Kot eurer Katze aussehen?

Der normale Kot von Katzen sollte:

  • schokoladenbraun sein
  • klein im Durchmesser sein
  • fest aber nicht hart
  • in Segmenten unterteilt sein, aber keine kleinen Pellets
  • weich, aber fest genug, um mit leichten Druck herausgepresst zu werden und um die Analdrüsen zu stimulieren
    • zu weicher Stuhl benötigt mehr Druck um herausgepresst zu werden und kann Probleme mit der Analdrüse verursachen, da diese nicht geleert werden können, was wiederum sehr starke Schmerzen für die Katze bedeuten kann.
  • Solltet ihr mit eurer Katze beim Tierarzt sein, um die Verstopfung abzuklären, bittet ihn, unter leichter Sedierung der Katze die Analdrüsen zu prüfen und notfalls auszupressen

Der Kot besteht nicht aus Essensresten, sondern laut Erickson (2010, S.56) aus:

  • Wasser
  • Darmbakterien (ca. 50-60% der Trockenmasse)
  • Kurzkettige Fettsäuren (sind für den leicht säuerlichen PH Wert im Darm zuständig, der wiederum ermöglicht, dass der Kot Wasser zurückgewinnen kann)
  • Salze
  • nicht absorbierte Elektrolyte
  • abgestorbene Zellen
  • Schleim
  • Ballaststoffe

Exkurs: Fell, Haare und Kot

Wenn ihr schon einmal den Kot eurer Katze untersucht habt, weil sie Symptome einer Verstopfung gezeigt hat (oder einfach aus Neugier), sind euch evtl. die Haare im Kot aufgefallen. Eine Kurzhaarkatze verliert durchschnittlich 28 g Haare pro Kilo ihres Körpergewichts im Jahr. Zwei Drittel der Haare werden verdaut und über den Kot ausgeschieden. Siehe Weber (2015, S30.) Kleinere Mengen an Fell kann die Katze gut verdauen, doch bei größeren Mengen können sich Trichobezoare (Haarbälle) formen und Verdauungsprobleme verursachen. Ein weiterer Grund für diese Trichobezoare könnte der Umstand sein, dass Katzen im Vergleich zu anderen Tieren eine sehr langsame Peristaltik (Darmbewegung beim Verdauen) haben, was in einer langen Transitzeit (Die Durchgangszeit der Nahrung durch den gesamten Verdauungstrakt: Vom Mund zum Anus :-D) von ungefähr 35-40 Stunden münden kann Fucci et al. (1995), Peachey et al (2000).

Es ist zu überlegen, ob man zum Beispiel zur Zeit des Fellwechsels die Ernährung anpasst (z.B. mehr oder weniger Ballaststoffe), um die Verdauung der Haare zu unterstützen.

Fazit

  • nehmt eine Verstopfung ernst und klärt die Ursache(n) beim eurem Tierarzt ab
  • setzt euch mit der Ernährung eurer Katze auseinander
  • prüft regelmäßig die Hinterlassenschaften eurer Katze
  • wiegt eure Katze regelmäßig
  • dokumentiert eure Erkenntnisse

Quellen

Burger, I. H., & Smith, P. M. (1987). Effects of diet on the urine characteristics of the cat. In Nutrition, Malnutrition and Dietetics in the Dog and Cat. British Veterinary Assoc, UK.

Erickson, Pat. (2011). Feline Constipation

Fucci, V., Pechman, R. D., Hedlund, C. S., & Venugopalan, C. S. (1995). Large bowel transit times using radiopaque markers in normal cats. Journal of the American Animal Hospital Association, 31(6), 473-477.

Little, S. (2011). The Cat-E-Book: Clinical Medicine and Management. Elsevier Health Sciences.

Pachel, C., & Neilson, J. (2010). Comparison of feline water consumption between still and flowing water sources: A pilot study. Journal of Veterinary Behavior, 5(3), 130-133.

Peachey, S. E., Dawson, J. M., & Harper, E. J. (2000). Gastrointestinal transit times in young and old cats. Comparative Biochemistry and Physiology Part A: Molecular & Integrative Physiology, 126(1), 85-90.

Scott, P.P., 1975. Nutrition and disease. In: Catcott, E.J. (Ed.), Feline Medicine and Surgery, Ed. 2. American Veterinary Publications, Santa Barbara, CA

Weber, M., Sams, L., Feugier, A., Michel, S., & Biourge, V. (2015). Influence of the dietary fibre levels on faecal hair excretion after 14 days in short and long‐haired domestic cats. Veterinary Medicine and Science, 1(1), 30-37.